Vermehrung über das Rhizom (am Beispiel einer Ensete Ventricosum 'Maurelli')

Da einige Bananen keine Samen bilden (typischerweise Essbananen) oder ihre Gene nicht sortenrein weitergeben (typischerweise Hybride) bleibt nur der Weg sie über Kindel zu vermehren. Doch wie ist das bei Sorten die keine Kindel bilden?

 

Ein Paradebeispiel dafür ist die Ensete Ventricosum 'Maurelli'. Sie bildet zwar Samen, aus denen aber keine Ensete Ventricosum 'Maurelli' keimt. Aus ihren Samen bildet sich die ursprüngliche grüne Ensete Ventricosum. Auch bildet sie typisch für die Gruppe der Ensete keine Kindel. Was also tun um sie zu vermehren?

 

Typischerweise werden hierbei Bruchstücke des Rhizoms (unterer Teil der Pflanze) in ein Labor gegeben, um sie dort möglichst effizient In-Vitro zu vermehren, also das vermehren im Reagenzglas. Doch das vermehren funktioniert zum Teil auch Zuhause ohne Laborbedingungen.


Zeitraum:

Die beste Zeit dafür ist das Spätfrühling oder der Frühsommer von April bis Juni, da infolge dessen die Temperaturen in den Folgemonaten relativ warm sind.


Anleitung:

Das wichtigste was man hierzu benötigt ist eine größe, kräftige Mutterpflanze. Diese sollte einen Stammdurchmesser von mindestens 10, idealerweise von über 20 cm haben. Je großer dieser ist, desto mehr Kindel bilden sich daraus.

Diese Pflanze wird bodengleiche abgeschnitten. Das heißt, möglichst knapp über dem Rhizom, aber so das die Struktur der Blattstiele noch zu erkennen ist.

Im Anschluss werden sämtliche Wurzeln am Rhizom entfernt und alle dunkeln und toten Stellen weggeschnitten.

Im Anschluss muss das 'Herz' zerstört werden. Da sonst die Pflanze wieder normal das wachsen beginnen würde ohne Kindel zu bilden. Alternativ kann das Rhizom geteilt werden.

Nun reibe ich das Rhizom mit fein gemahlener Kohle ein. Da Kohle antibakteriell ist verhindert diese das das Rhizom vorzeitig das schimmeln und verfaulen beginnt.

Das mit Kohle eingeriebene Rhizom setzte ich nun in einen Behälter mit Perlit oder Sand und bedecken die Oberseite des Rhizoms nur leicht bzw. kaum. Alternativ kann auch Kokos- oder Pflanzerde verwendet werden. Dort ist allerdings Schimmel- und Fäulnisbildung ein häufiges Problem.

Nun ist es wichtig das Rhizom feucht - aber nicht nass - zu halten und an einen warmen Platz mit idealerweise über 25 Grad und hell zu stellen.

Nach ungefähr 5 bis 7 Wochen zeigen sich an der Oberseite ein wärzenähnliche Gebilde.

Nach ungefähr 2 bis 3 Monaten sind dann die ersten kleinen Pflanzen zu erkennen.

Zeigen sich die ersten Blätter ist es Zeit das Rhizom komplett neu in Normale Erde zu topfen, da jetzt mehr Nährstoffe benötigt werden.

Je nach Rhizomgröße bilden sich 15 bis über 100 Kindel.

Diese werden nach 5 bis 7 Monaten und einer Größe von ca. 10 bis 30 cm vereinzelt.

Diese Methode funktioniert generell bei allen Bananensorten, mit der Besonderheiten, dass sich die Kindel bei den Enseten meist direkt oben innerhalb des Rhizom bilden. Bei den Musas bilden sich die Kindel dagegen 'normal' an den Seiten.

 

Einige Züchter habe so auch Ensete Glaucum und Ensete Superbum vermehrt.

 

Sinn macht im privaten Bereich diese Methode aber nur, wenn eine Bananenfpflanze keine Kindel (typischerweise Enseten) bzw. keine oder keine sortenreinen Samen (typischerweise Hybride) bildet. Bei allen anderen Bananensorten ist die Samenvermehrung oder das klassische abtrennen von natürlichen Kindeln leichter.


Zusammengefasst:

  • kräftige Mutterpflanze knapp über dem Rhizom anschneiden
  • alle Wurzeln und dunklen/schwarzen Stellen entfernen
  • 'Herz' zerstören
  • mit Kohle einreiben
  • In Gefäß/Behälter mit Perlit/Sand setzen (alternativ Kokoserde oder Pflanzerde)
  • feucht und warm halten
  • nach 2 bis 3 Monaten sind erste kleine Pflanzen zu erkennen
  • nach 5 bis 7 Monaten vereinzeln

Vermehrte Musa Basjoo mit dieser Methode 


Weitere Vermehrungsbilder:

Erfolgreiche Vermehrung von Heidi Arnold. Hier wurde das Rhizom geteilt um eine Vermehrung zu initialisieren. Gut zu erkennen ist, dass bei der linken Rhizomhälte das Herz der Pflanze enthalten ist und durch die Teilung nicht zerstört würde. So wächst aus dem Herzen die ursprüngliche Pflanze weiter. Trotzdessen erfolgte eine Kindelung am rechten Rhizomteil. Das zeigt wie wiederstandsfähig eine Ensete Ventricosum 'Maurelli' ist.

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